Medien-Echo

ab 08. April bis 20. Mai 2016

Zum BürgerbegEhren                              'kein Ausverkauf                                      der Potsdamer Mitte'



20. Mai 2016



19. Mai 2016

Lausitzer Rundschau

"Potsdam ist kein Museum"

von Klaus Peters

In Brandenburgs Landeshauptstadt wird leidenschaftlich um die historische Mitte gestritten

Potsdam Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Potsdams historische Mitte weitgehend in Schutt und Asche. In den 1960er-Jahren begann zu DDR-Zeiten der Wiederaufbau – den die Stadt nun wieder zurückdrehen will. Doch in der Bürgerschaft wächst der Widerstand.

 

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) lächelt schon recht zufrieden, wenn er auf die historische Mitte seiner Stadt schaut: Das wiedererrichtete Stadtschloss und das von Milliardär Hasso Plattner ebenfalls neu erbaute Palais Barberini erstrahlen im barocken Glanz, ebenso aufgehübscht zeigen sich die Nikolaikirche und das alte Rathaus. "Behutsame Wiederannäherung an das charakteristische, gewachsene historische Stadtbild", heißt das Konzept, das gleich nach der Wende vom Stadtparlament für die ehemalige Nachkriegsbrache beschlossen wurde.

 

Störende Nachkriegsbauten

Doch aus Sicht einiger wird die Postkarten-Atmosphäre gestört – von drei Nachkriegsbauten der DDR-Architektur. Für Jakobs und die mit ihm regierende Rathaus-Kooperation der bürgerlichen Parteien sind sie ein Fall für die Abrissbirne. Das 60 Meter hohe, ehemalige Interhotel "Mercure", die Fachhochschule direkt neben dem Landtag und der Plattenbau-Wohnblock "Staudenhof" mit knapp 200 besonders gefragten kleinen Wohnungen. Geplant sind neue Wohn- und Geschäftshäuser beziehungsweise die Wiederherstellung des einstigen kaiserlichen Lustgartens an der Stelle des Hotels.

Doch im Rathaus und in der Bürgerschaft regt sich zunehmend Widerstand gegen den Kahlschlag: Selbst Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hatte sich hinter das Hotel gestellt und den Stadtoberen vorgeworfen, sie wollten den Alt-Potsdamern vorschreiben, was sie schön zu finden hätten. "Das Mercure-Gebäude wird zu einem Symbol für eine differenzierte Vergangenheitsbewertung", sagte Stolpe.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen, im Stadtparlament die Mehrheit für die Abrisspläne zu kippen, startete eine Initiative Anfang April ein Bürgerbegehren. "Wir wollen, dass die Gebäude in der öffentlichen Hand erhalten bleiben", sagt Initiativen-Sprecher André Tomczak. Denn nicht nur für das gut gebuchte Hotel, sondern auch für den Fachhochschulbau und den "Staudenhof" sieht die Initiative Perspektiven.

 

Wohnungen für sozial Schwächere

"Die 30-Quadratmeter-Wohnungen im Staudenhof gehören zu den gefragtesten der Stadt", sagt Tomczak. Der Wohnblock könne mit Mitteln für den sozialen Wohnungsbau saniert werden. Und in der bald leerstehenden Fachhochschule könne ein Wissenschaftszentrum einziehen. "Potsdam ist ein renommierter Wissenschafts-Standort, was sich nirgendwo in der Stadt widerspiegelt", so Tomczak. Durch die kompromisslose Stadterneuerung in Richtung Rekonstruktion sei in Potsdam ein Ungleichgewicht entstanden, meint er. "Da dürfen nicht auch noch bestehende Gebäude mit Steuermitteln abgerissen werden."

Jakobs wirkt nervös mit Blick auf das Begehren, das seine Pläne zunichte machen will. Jedenfalls warnte er die Bürger öffentlich davor, die Forderungen zu unterschreiben. Die neuen Leitbauten am Alten Markt hätten sich zu einer Attraktion für Touristen entwickelt – "So wollen wir weitermachen!"

 

Garnisonkirche weiter umstritten

Unterstützung erhält die Initiative hingegen von der jungen Fraktion "Die Andere", die im Frühjahr mit dem Slogan "Die Stadt ist kein Museum" ins Stadtparlament eingezogen war. Die Fraktion streitet gegen die Stadtspitze und den Verein "Mitteschön", der sich auch für einen Wiederaufbau der Garnisonkirche starkmacht, die als Symbol des preußischen Militarismus in DDR-Zeiten gesprengt worden war.

Auch die Linken im Stadtparlament stehen hinter dem Bürgerbegehren. "Das Bürgerbegehren ist das Mittel zum Zweck, die Diskussion um die historische Mitte weiter voranzutreiben, damit sich möglichst viele Bürger damit identifizieren können", sagt Linken-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. Auch er weist darauf hin, dass die Wohnungen im Staudenhof begehrt seien und mit dem Auszug der Fachhochschule das Leben in der Innenstadt ärmer werde. "Ein Ankerpunkt für Studenten mitten in der Stadt fiele weg", mahnt er. "Die Frage ist: Wie können wir erreichen, dass junge Menschen und anderes städtisches Leben dort hingezogen werden?"



13. Mai 2016

Märkische Allgemeine

"Die Mercure-Abriss-Diskussion          ISt eiN Luxusproblem"

Bernhard Schuster, Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer, über den
Umgang mit dem laufenden Bürgerbegehren zur Stadtmitte und die Lehren daraus

Interview: lldiko Röd



6. Mai 2016

Märkische Allgemeine

Bürgerbegehren in Potsdam                und wie weiter?

Das laufende Bürgerbegehren, das sich gegen den Einsatz von öffentlichen Geldern und Fördermitteln für den Abriss von Fachhochschule, Staudenhof-Wohnblock und Mercure-Hotel wendet, hat mittlerweile mehr als 9000 Unterschriften. Die Initiatoren gehen davon aus, dass sie noch im Mai das Begehren abschließen können. Aber wie geht es danach weiter? > > > Antworten auf Fragen rund um das Bürgerbegehren und seine Konsequenzen.

Interview: lldiko Röd



05. MAI 2016

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Berliner Zeitung

DDR-Bau Wie geht es mit dem Mercure-Hotel in Potsdam weiter?

von Thomas Leinkauf

Steht man im Hof des Stadtschlosses und schaut in den Himmel, lugt, wie der Kopf eines steinernen Riesen, ein Stück Beton über die Mauern: "Hotel Mercure" steht auf seiner Stirnseite. Mercure, 17 Stockwerke, das einstige DDR-Interhotel, das seit 1969 im ehemaligen Lustgarten der Schlossanlage steht. Auf der anderen Straßenseite das Schloss, in der Knobelsdorff’schen Optik wieder aufgebaut, Reverenz an die Potsdamer Tradition und Geschichte, seit 2005 Sitz des Brandenburger Landtags. Barockschloss und Hotel, Tradition und sozialistische Moderne, verträgt sich das an diesem Platz? Schon lange wird in der Stadt darüber gestritten und gerade ist der Konflikt wieder heftig aufgeflammt.

André Tomczak ist daran nicht ganz unbeteiligt. Der 31-Jährige steht in ausgewaschenen Jeans und Lederjacke, einen Motorradhelm unterm Arm, vor dem Eingang zum Schlosshof, in seinem Rücken liegt das alte Gebäude der Fachhochschule, ein langgezogener, ziemlich heruntergekommener Stahlbetonklotz, 1977 quer über den alten Stadtgrundriss gebaut, noch so ein Stück Ostmoderne, das in den nächsten ein, zwei Jahren verschwinden soll. ...



05. MAI 2016

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Der Tagesspiegel

Streit in Potsdam                                    Hotel Mercure: Kann das weg?

Die Bienen oben auf dem Dach des Hotels Mercure wissen wohl nichts vom Streit um ihren Wohnort. Behaust in grünen Kästen, haben sie einen Aktionsraum von einem Kilometer in jede Richtung, sagt Hoteldirektor Marco Wesolowski. Die drei Völker gehören zum unkompliziertesten Teil von Wesolowskis Zuständigkeit. Der schlanke, junge Mann führt den Hotelbetrieb in einem Haus, das zum Symbol eines Streits um die Potsdamer Stadtentwicklung geworden ist, mitsamt der Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren, das die Politik erschüttern könnte.

Der Konflikt um das Mercure hat Marco Wesolowski zu einem Diplomaten in eigener, verfahrener Sache gemacht. Er ist nicht bloß Vertreter der Interessen eines Betriebes mit 60 Mitarbeitern, zwei davon seit 1967 im Haus, er ist der Verteidiger eines Politikums. Die Diskussion um das Mercure hat fast so viele Ebenen wie das Hotel Etagen. Es ist Teil eines Restbestandes von DDR-Bauten in einer Stadt, die ihr barockes Erbe zurückgewinnen will. Mit seiner Rasterfassade und der Inneneinrichtung aus dunklem Holz ist das Gebäude voller Erinnerungen für Menschen, die in Potsdam zu DDR-Zeiten groß geworden sind, ihre Jugendweihe hier feierten oder durch die Nächte tanzten in der legendären Panoramabar im 17. Stock. Und es ist, ohne dass Hoteldirektor Wesolowski etwas daran ändern könnte, Spekulationsobjekt eines internationalen Immobilienkonzerns.

Unten, etwa hundert Meter vom Hotel entfernt, steht André Tomczak mit einem Stapel Zettel, der die Potsdamer Politik ordentlich durcheinanderbringen soll. Tomczak, die Architektin Frauke Röth und der Architekt Steffen Progner wollen ein Moratorium für die Stadtmitte, die sich in rasantem Tempo zu ihrer historischen Gestalt zurückentwickelt. Tomczak und Freunde (inzwischen gehören etwa fünfzehn Mitstreiter zu der Initiative) sammeln Unterschriften für ein Bürgerbegehren.

 

„Potsdamer Mitte neu denken“, steht oben auf den Listen. Aber viele, erzählt André Tomczak, kämen und fragten, ob sie hier „für das Hotel“ unterschreiben könnten. Dabei geht es längst nicht mehr nur um das Mercure ...



20. April 2016

Potsdamer Neueste Nachrichten

25 Fragen gegen das Begehren

von Henry Kramer

"Die Rathauskooperation sucht nach juristischen Hebeln und Argumenten, um das Bürgerbegehren gegen den Abriss von DDR-Gebäuden rund um den Alten Markt zu stoppen. Unter Federführung von CDU-Fraktionschef Matthias Finken haben die Fraktionen von SPD, CDU/ANW und Grünen dazu eine 25 Punkte umfassende Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt. Unter anderem wird die Frage aufgeworfen, inwieweit von den Forderungen des Begehrens die städtische Bauleitplanung betroffen ist - die laut Kommunalverfassung kein Gegenstand von Bürgerbegehren sein darf."

Barockschock

Kommentar von Henry Klix über Versuche, das Bürgerbegehren zur Mitte auszuhebeln

"Der Spalt geht mitten durch die Bürgerschaft. OB Jakobs mag seine Meinung dazu sagen, doch mit den Abrissplänen für das Mercure wurde der Bogen überspannt. An sich wäre es für die Stadtpolitik an der Zeit, in sich zu gehen. Dass die Rathauskooperation stattdessen versucht, das Bürgerbegehren juristisch auszuhebeln, ist ein Schlag in die Magengrube. Da wird nach Einnahmeverlusten gefragt, wo städtisches Eigentum verbrannt, Millionen für einen Hotel-Abriss ausgegeben werden sollen. Das Bürgerbegehren könnte – wie das Volksbegehren zur Massentierhaltung – die Tür zum Kompromiss öffnen, die aufgeheizte Debatte befrieden. Kluge Stadtpolitik wäre es, diese Chance abzuwarten."



09. April 2016

Potsdamer Neueste Nachrichten

Der Mercure-Statiker hat schon unterschrieben

von Henry Kramer

"Mehr als 650 Unterschriften: Bürgerbegehren gegen Abrisse von DDR-Bauten in der Mitte begonnen Innenstadt - Herbert Posmyk war der Chef-Statiker für das 1969 fertiggestellte Hotel Mercure. 47 Jahre später war der heute 86-Jährige am Freitag einer der Ersten, die das Bürgerbegehren „Kein Ausverkauf der Potsdamer Mitte“ unterschrieben haben. „Ich bin dagegen, wie in Potsdam mit der alten Bausubstanz umgegangen wird“, sagte Posmyk. Nicht alles sei abrissreif. Viele Verwandte und Freunde würden ähnlich denken."

ATLAS Energie sparen

von Henry Kramer

"Die Warnung war ernst gemeint: Mit dem nun gestarteten Bürgerbegehren drohe der Stopp moderner Stadtentwicklung im Bereich der Potsdamer Mitte, hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bereits erklärt. Auffällig ist, dass er bisher der einzige Vertreter der Stadtpolitik ist, der sich so vernehmlich zu der Unterschriftenaktion „Gegen den Ausverkauf der Potsdamer Mitte“ geäußert hat. Der Rest ist beredtes Schweigen. Das Kalkül: Man will das Begehren, das sich gegen grundsätzliche Beschlüsse von klaren Mehrheiten der Stadtverordneten zur Entwicklung der Innenstadt richtet, nicht unnötig aufwerten. Dazu hoffen einige, dass die Initiative durch einen formalen Fehler völlig ins Leere läuft – das grüne Licht vom Rechtsamt der Stadt hat sich die Initiative nämlich nicht geholt. Und dann ist es so: 14 000 Unterschriften kommen mit einiger Sicherheit zusammen, davon gehen auch in der Rathauskooperation aus SPD, CDU/ANW und Grünen viele aus. Etwas anderes ist es dann, in einem Bürgerentscheid mindestens 25 Prozent der Potsdamer zu mobilisieren, die mit „Ja“ die Fachhochschule, den Staudenhof und das Mercure-Hotel zugleich erhalten wollen. Und für diese, dann wirklich entscheidende Auseinandersetzung spart sich die Mehrheit der Stadtpolitik jetzt offenbar die Kraft."



08. April 2016

Märkische Allgemeine

Ab heute Kreuzchen machen             für’s Mercure

von Volker Oelschläger

"Rosemarie Preuß (80) ist die erste Unterzeichnerin des Bürgerbegehrens „Kein Ausverkauf der Potsdamer Mitte", das am Freitag Punkt 10 Uhr vor dem Potsdamer Bildungsforum gestartet wurde. Ein Jahr haben die Initiatoren von der Gruppe „Potsdamer Mitte neu denken“ Zeit, um die für einen Erfolg nötigen rund 13.600 Unterschriften zu sammeln. Am ersten Tag haben bereits 650 Menschen beim Bürgerbegehren mitgemacht. ..."



08. April 2016

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Audobeitrag am 08.04.2016 im rbb inforadio
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rbb inforadio

was wird aus potsdams zentrum ?

Leon Stebe (rbb) im Gespräch mit Frauke Röth (Potsdamer Mitte neu denken)

"Heute ist in Potsdam die Unterschriftensammlung unter dem Motto “Kein Ausverkauf der Potsdamer Mitte“ gestartet. In dem Bürgerbegehren geht es um mehr als nur den Erhalt des umstrittenen Hotels Mercure. Vielmehr sollen um den Alten Markt und im Lustgarten keine städtischen Grundstücke mehr verkauft werden. Und: Es sollen keine öffentlichen Fördermittel für den Abriss des Hotels Mercure, des FH-Gebäudes und des Wohnblocks am Staudenhof verwendet werden. Frauke Röth ist Mitinitiatorin des Bürgerbegehrens und stellt uns die Kernforderungen nochmal etwas genauer vor."



08. April 2016

Potsdamer Neueste Nachrichten

Kampf um die Mitte

von Henry Kramer

" ... Der Verwaltungsrechtler Thorsten Ingo Schmidt von der Universität Potsdam sagte den PNN, dass die Fragestellung des Bürgerbegehren aus seiner Sicht zulässig und mit der Kommunalverfassung vereinbar sei. So dürfen sich Bürgerbegehren in Brandenburg nicht gegen feststehende Bauleitplanungen richten. Doch die Formulierung des Begehrens würde solche Verbote nicht berühren, meinte Schmidt. ..."



08. April 2016

Berliner Morgenpost

Bürgerinitiative möchte DDR-Bauten in Potsdam erhalten

von Gudrun Mallwitz

" ... Selbst der frühere Brandenburger Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) stellt sich öffentlich gegen den Abriss. "Das Mercure entstand in einer Trümmerlandschaft und war für Alt-Potsdamer ein Zeichen für den Aufbau des Stadtzentrums", betont Stolpe. Viele Potsdamer hätten den Eindruck, dass mit dem Abriss des Hotels gute Erinnerungen an die DDR-Zeit ausgelöscht werden sollen. ..."



07. April 2016

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Audiobeitrag am 07.04.2016, 16.45 Uhr im rbb kulturradio
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rbb Kulturradio

"Kein Ausverkauf der Potsdamer Mitte"                                            Bürgerbegehren beginnt am Freitag

von Bernd Dreiocker für rbb kulturradio am Nachmittag um 16:45 Uhr

Redaktion: Guylaine Tappaz

Anmoderation:

Potsdam ist attraktiv wegen seiner Architektur. Der Landtagsneubau mit der Fassade des Stadtschlosses, die Rekonstruktion des Palais Barberini und andere Bauten am Alten Markt vermitteln historisches Flair. Weitere historisierende Neubauten sind geplant und dafür sind Abrisse vorhandener Bauten wie des Hotels "Mercure" und der Fachhoch-schule nötig. Dagegen wendet sich jetzt eine Initiative mit einem Bürgerbegehren gegen den "Ausverkauf der Potsdamer Mitte". Aus Potsdam berichtet Bernd Dreiocker.

 

Das Hotel "Mercure" bietet einen großartigen Blick. Aus der 17. Etage des Hochhauses an der Havel schaut man hinunter auf den Neubau des Landtagsschlosses, das Alte Rathaus, die Nikolaikirche und daneben auf das moderne, etwas heruntergekommene Gebäude der Fachhochschule. Nachbau Preußischer Barock trifft auf Ostmoderne. Ein harter Schnitt.

Zur Ostmoderne zählt auch das Hotel selbst. Der Bau stammt von 1969. Der Architekt Sepp Weber entwarf einen Plattenbau, der mit 54 Metern fast so hoch ist wie die Kuppel von Schinkels Nikolaikirche.

 

Butter

Er setzt einen wichtigen Höhenakzent, der tatsächlich, wenn man Potsdam als Stadtsilhouette sieht, ein wirkungsvolles Zeichen für das 20. Jahrhundert setzt. Wenn dieses Hochhaus verschwindet, wird Potsdam wieder zu einer Stadt des 18./19. Jahrhunderts aus der Entfernung.

 

… sagt der Architekturhistoriker Andreas Butter. Der Abriss des Hotels aber ist für die Potsdamer Stadtverordneten beschlossene Sache. Ebenso wie das Verschwinden der Fachhochschule und des Wohnblocks am „Staudenhof“ aus den 70er Jahren – alle direkt am Alten Markt.

Gegen diese Abrisspläne wendet sich die Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“. Denn das Konzept der Stadt zur Annäherung an den alten Stadtgrundriss stammt aus dem Jahr 1990. Seitdem hat sich in Potsdams Mitte schon allein durch den Schloss-Neubau einiges verändert, argumentiert André Tomczak von der Initiative.

 

Potsdamer Mitte neu denken (Tomczak)

Der Alte Markt ist bereits heute hervorragend wieder als ein Stadtplatz erfahrbar, ist ein geschlossener Stadtplatz wieder geworden. Unserer Meinung nach ist es dringend wichtig, die Konzeption zu überdenken, weniger aus ästhetischen Gesichtspunkten, sondern es ist vor allem wichtig, die jüngere Architekturgeschichte Potsdams als gesellschaftliche Resource zu verstehen.

 

Als Erbe betrachten sie die Ostmoderne, die es heute ähnlich zu schützen gilt, wie das Barock Friedrichs des Zweiten: Um der Stadt nicht einen Teil ihrer Geschichte zu nehmen.

Ein anderer Aspekt ist der Bedarf an öffentlichem Raum. Die wachsende Stadt Potsdam würde mit einem Abriss der vorhandenen und funktionierenden Gebäude Räume im Zentrum aufgeben, die für Kommunikation, soziales Wohnen und kreatives Arbeiten dringend gebraucht werden.

Frauke Röth von der Initiative erklärt die zwei Forderungen des Bürgerbegehrens.

 

Potsdamer Mitte neu denken (Röth)

Das ist zum einen, dass wir uns aussprechen gegen die Veräußerung von kommunalen Flächen, also gegen die Privatisierung von kommunalen Flächen innerhalb des Sanierungsgebietes. Und der andere Punkt ist, dass wir fordern, dass keine öffentlichen Mittel eingesetzt werden für den Abriss funktionstüchtiger Gebäude.

 

Während das Bürgerbegehren läuft, wird die Initiative in Workshops und Veranstaltungen mögliche Nutzungen für die betreffenden Gebäude vorstellen. Die Stadt wird in dieser Zeit ein Konzept präsentieren, wie genau die entstehenden Flächen bebaut werden sollen.

Aus architektonischer Sicht bleibt für die Potsdamer beim Bürgerbegehren die Frage: Können Preußen und Platte nebeneinander existieren? - Der Nachbau des Schlosses einerseits und dicht daneben die DDR-Bauten von Hotelhochhaus und Fachhochschule ? Der Architekturhistoriker Andreas Butter.

 

Butter

Beides kann, nach einigen Jahrzehnten, historisch einen ganz interessanten Dialog aufnehmen und dann sich gegenseitig verstärken als durchaus auch kritisch wahrzunehmendes Zeugnis einer Zeit. Das Schloss z.B. für eine spätere Generation, die unserer, der heutigen Sehnsucht nach Vergangenheit wieder kritisch gegenüber steht und es dann vielleicht als wohltuend empfindet, dass etwas aus der Zeit der technologisch bestimmten Moderne dem entgegen gesetzt ist.

 

Die Potsdamer können sich mit dem Bürgerbegehren einmischen in die Diskussion darüber, in was für einer Stadt sie in Zukunft leben wollen. 14.000 Stimmen sind dafür nötig.



04. April 2016

Neues Deutschland

Fort mit dem Hingebauten?

von Andreas Fritsche

»fort mit den Trümmern und was Neues hingebaut«, hieß es nach dem Zweiten Weltkrieg in einem FDJ-Lied.In Potsdom ist das neu Hingebaute bedroht.

Bevor an diesem Freitag ein neues Bürgerbegehren zur historischen Mitte von Potsdam startet, hat Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) dargelegt, warum er das Ansinnen für gefährlich hält. »Stillstand wäre gerade jetzt das falsche Zeichen«, argumentiert Jakobs,
nachdem er die vergangenen 26 Jahre schwärmerisch als Erfolgsgeschichte bezeichnet. Im sesamten Innenstadtareal zwischen Platz der Einheit und Altem Markt wire »keine moderne Stadtentwickluns mehr möglich«, warnt der Oberbürgermeister.

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2016-04-06 ND_Fort mit dem neu Hingebaut
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