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Potsdamer Neueste Nachrichten

am 08.08.2015 (online):

Diskussion zu Potsdams Mitte

Streit um FH‐Gebäude in Potsdam - Leben statt Leitbauten

Ein Beitrag von Marco Zschieck / Potsdamer Neueste Nachrichten


Was passiert mit dem FH‐Gebäude am Alten Markt in Potsdam, wenn die Fachhochschule 2017 auszieht? Die Initiative "Potsdamer Mitte neu denken" möchte, dass das Gebäude dann öffentlich genutzt wird ‐ und hat auch schon konkrete Pläne dafür, wie das aussehen soll.
Potsdam ‐ Eines dürfte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) freuen: Den Auszug der Fachhochschule aus dem Gebäude am Alten Markt stellt die Initiative "Potsdamer Mitte neu denken" nicht infrage. An diesem Punkt enden jedoch die Gemeinsamkeiten mit den Plänen des Rathauses und den Beschlüssen der Stadtverordneten zur Wiederan-näherung an den historischen Stadtgrundriss in der Potsdamer Mitte, die den Abriss des FH‐Gebäudes vorsehen. Am Freitag stellte die im Februar gegründete Initiative ein Konzept für die Nachnutzung des Gebäudes vor.
Vorgesehen ist demnach, das zwischen 1971 und 1977 nach einem Entwurf von Sepp Weber errichtete Gebäude zu erhalten und in ein "Haus der Öffentlichkeit und Kultur" zu verwandeln. Nach dem für Ende 2017 erwarteten Auszug der Fachhochschule könnte die erforderliche Sanierung schrittweise erfolgen, sagte Initiativensprecher Günter zur Nieden. Das Haus biete die einmalige Gelegenheit, bedeutenden gesamtstädtischen Funktionen wie Austausch und Begegnung, Präsentation und Beteiligung einen zentralen Ort zu geben, hieß es.

 

Platz für Theater, Konzerte, Büroräume ‐ und noch mehr
Der südliche Gebäudetrakt mit den Hörsälen, der ehemaligen Bibliothek sowie der Mensa sei für Veranstaltungs‐ und Begegnungsräume geeignet. Dort könnten Theaterbühnen, Konzerträume, Clubs, Cafes und Kongressräume entstehen. In den nördlichen Seminartrakten könnten Ausstellungs‐ und Vortragsräume sowie Büros unterkommen. Auch das Potsdam Museum, eine städtische Kunsthalle, das Mitmachmuseum "Extavium" oder eine Dokumentation zu den Unesco‐Welterbestätten könnte dort Platz finden, heißt es im Konzept.

In jedem Fall, so die Initiative, sollte das Gebäude am zentralen Platz der Stadt öffentlich genutzt werden. Das Gelände im Herzen der Stadt sollte nicht mit öffentlichen Mitteln teuer hergerichtet werden, um es dann zu verkaufen, hieß es. Natürlich, räumt die Initiative ein, koste auch der Erhalt des über 25 Jahre vernachlässigten Gebäudes Geld. Im Gegensatz zum Abriss und anschließenden Verkauf des Grundstücks besitze die Stadt im Ergebnis aber noch ein nutzbares Gebäude in zentraler Lage. "Auch für die Sanierung des FH‐Gebäudes kann man schließlich Fördermittel beantragen", sagte zur Nieden.


Der Alte Markt würde auch abends ein belebter Ort sein
Und die Flächen werden dringend gebraucht, sagte Frauke Röth von der Initiative. In Potsdam gebe es nach wie vor einen Mangel an Räumen für die Kreativwirtschaft. Dank seiner zentralen Lage biete das Haus Potenzial auch für Publikumsveranstaltungen. Unterschiedliche Nutzer könnten zusammenkommen und voneinander profitieren. "Das könnte für Potsdam ein wichtiger Imagefaktor sein", erklärte Röth. Durch den Erhalt des Gebäudes fielen aufwendige Neuerschließungen weg. Träger könnte eine kommunale Gesellschaft oder eine gemeinnützige Genossenschaft sein. Eine derartige Nutzung würde die Mitte um den Alten Markt auch in den Abendstunden zu einem belebten Ort machen.
Über ihre Vorschläge möchte die Initiative nun eine Diskussion anstoßen. "Wir wollen kooperieren", sagte Röth. Nach der Sommerpause möchte die Initiative mit den Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung sprechen. Außerdem holt sie sich weitere Expertise: Am Samstag, dem 5. September, soll es ein Symposium unter dem Titel "Schrott oder Chance" geben. Mit Vorträgen und einer Podiumsdiskussion mit Referenten von Hochschulen und ehrenamtlichen Initiativen, unter anderem der Werkstatt Baukultur Bonn, sollen die kommunalpolitischen Beschlüsse zur Umgestaltung des Potsdamer Stadtzentrums kritisch hinterfragt werden. Dazu soll es eine Stadtführung durch Potsdam gemeinsam mit Stadtplanern und Architekten geben.