W A H L P R Ü F S T E I N E   acht an der Zahl

 zur Oberbürgermeisterwahl der Landeshauptstadt Potsdam 2018

7   Rechenzentrum, Kultur- und Kreativwirtschaft

Wie stehen Sie zum geplanten Abriss des Rechenzentrums?

Welche Forderungen haben Sie an Lage, Gestaltung, Nutzung des geplanten Ersatzbaus?

Janny Armbruster

Wie stehen Sie zum geplanten Abriss des Rechenzentrums?

 

Im Gegensatz zu den Angaben in Ihrer Fragestellung ist eine Entscheidung über den Abriss des Rechenzentrums zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht geplant, auch nicht in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Auch mit Unterstützung meiner bündnisgrünen Frak-tion haben wir im Gegenteil erreicht, dass die Zwischennutzung des Rechenzentrums als Kunst- und Kreativhaus in diesem Jahr nicht beendet werden muss, sondern bis 2023 fort-gesetzt werden kann. Als derzeitige Vorsitzende des Beirats des Rechenzentrums weiß ich, dass dieser Erfolg für die derzeitigen Nutzer enorm wichtig war, weil damit die Mieter für weitere fünf Jahre Planungssicherheit haben. Wir haben zugleich beschlossen, dass bis 2023 in der Potsdamer Mitte ein neues Kreativquartier entstehen soll, für das grundlegende Weichen in einem Workshopverfahren gestellt wurden, in dem alle Beteiligten vertreten waren. Damit haben wir der Kultur- und Kreativwirtschaft auch nach 2023 eine Perspektive eröffnet, die nicht weniger sondern mehr Fläche bringen wird. Als Oberbürgermeisterin werde ich dieses Projekt mit Nachdruck vorantreiben.

 

Ich habe noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass es mir bei meinem Engagement nicht um ein Gebäude sondern darum geht, die in der Kunst und in der Kreativwirtschaft wirken-den Menschen zu unterstützen und ihre Arbeitsmöglichkeiten nach Kräften zu fördern. Ob später, wenn für diese Menschen neue Räume geschaffen worden sind, das Gebäude des Rechenzentrums noch erhalten werden kann, ist derzeit offen und wird dann zu entscheiden sein. Für eine Oberbürgermeisterin, die grün denkt, ist es rein baulich betrachtet sicher kein ökologisches Vorzeigeprojekt. Ob seine Qualität als Bau der Ostmoderne eine kostenauf-wendige Sanierung rechtfertigt, muss an Hand tatsächlicher Kostenermittlungen geprüft wer-den.

 

Welche Forderungen haben Sie an Lage, Gestaltung, Nutzung des geplanten Ersatzbaus?

 

Ich arbeite als Fraktionsvorsitzende der bündnisgrünen Stadtfraktion und Vorsitzende des Rechenzentrums-Beirats schon jetzt ganz persönlich zum Beispiel in den Workshopverfah-ren an der Entwicklung eines Kreativquartiers in der Potsdamer Mitte mit. Als Oberbürger-meisterin kann ich dies mit weit mehr Einwirkungsmöglichkeiten tun. Perspektivisch möchte ich erreichen, dass wir eine Kultur- und Kreativmeile in der Innenstadt entwickeln, die sich vom Alten Rathaus und dem Museum Barberini über das Filmmuseum und den Neuen Markt bis zu dem neuen Kreativquartier fortsetzt, einschließlich der dafür erforderlichen Wegebe-ziehungen. Ich möchte damit die Potsdamer Kunst- und Kreativszene nicht nur mit der Stadt selbst, sondern auch mit den Potsdam-Besuchern in Verbindung bringen, die seit der Eröff-nung des Museums Barberini noch mehr den Weg nach Potsdam finden. Lage, Gestaltung und Nutzungsmöglichkeiten des Baus müssen einer solchen Entwicklungsperspektive ent-sprechen. Allerdings muss dafür auch ein entsprechender Investor gefunden werden.

Lutz Boede

Wie stehen Sie zum geplanten Abriss des Rechenzentrums?

 

Für den Abriss des Rechenzentrums gibt es keinen vernünftigen Grund. Es ist doch ein Witz, dass die Garnisonkirchenstiftung den Abriss fordert, um das Baufeld für das Kirchenschiff freizubekommen. Trotz aller Tricksereien und trotz ständiger Griffe in öffentliche Kassen ist bislang noch nicht mal der Aufbau der Turmattrappe ausfinanziert. Der Aufbau des Kirchenschiffes ist völlig unrealistisch. Als Oberbürgermeister würde ich der Stiftung mal klarmachen, wo ihre Grenzen sind: Sie muss der Verlängerung der Mietverträge zustimmen, darf aber den Abriss von Gebäudeteilen erst verlangen, wenn unmittelbar Baumaßnahmen anstehen, denen das RZ im Wege ist. Ich würde doch als OB nicht hinnehmen, dass die Garnisonkirchenstiftung die Nutzung des Rechenzentrums beenden will, ohne dass das Gebäude ihren eigenen Zielen überhaupt im Weg steht. Ehe das RZ leersteht und verfällt, würde ich eine Weiternutzung ohne Mietverträge dulden. Ich bin sicher, dass der Bedarf vorhanden ist.

 

Welche Forderungen haben Sie an Lage, Gestaltung, Nutzung des geplanten Ersatzbaus?

 

Kunst und Kreative brauchen noch mehr Räume in der Innenstadt. Ich kann mir ein Kunsthaus im „Minsk“ und ein Bandhaus im Freiland vorstellen. Wenn sich Künstler*innen selbst neue Räume auf der Plantage bauen wollen, unterstütze ich das gern. Aber alle diese Ideen sehe ich als zusätzliche Möglichkeiten, den Raummangel abzubauen. Ein Ersatz für das Rechenzentrum wird aus meiner Sicht nicht benötigt, weil das Gebäude sicher auch in 20 Jahren noch stehen und genutzt werden kann.

Götz Friederich

Wie stehen Sie zum geplanten Abriss des Rechenzentrums? Welche Forderungen haben Sie an Lage, Gestaltung, Nutzung des geplanten Ersatzbaus?

 

Auch hier will ich die ideologischen Diskussionen der Vergangenheit nicht aufwärmen. Wichtig sind für mich zwei Dinge: 1. dass wir Verlässlichkeit für den Wiederaufbau der Garnisonkirche haben. 2. dass die Künstler im Rechenzentrum eine klare Perspektive bekommen. Ich befürworte den Plan, dass die Künstlerinnen und Künstler das Rechenzentrum bis 2023 nutzen können. Hierüber muss das Kuratorium der Garnisonkirchenstiftung im Juli formal abstimmen, und ich gehe davon aus, dass sie diesen Plan ebenfalls befürworten. In den nächsten Monaten ist es an der Politik, für einen geeigneten Ersatzstandort zu sorgen. Der Workshop-Prozess mit den Künstlerinnen und Künstlern hat meines Erachtens in konstruktiver und vertrauensvoller Atmosphäre begonnen und wird bei den jetzt anstehenden Planungen seine Fortsetzung finden. Ich freue mich auf die weiteren Schritte der Realisierung des neuen Standortes.

Mike Schubert

Wie stehen Sie zum geplanten Abriss des Rechenzentrums?

Welche Forderungen haben Sie an Lage, Gestaltung, Nutzung des geplanten Ersatzbaus?

 

Auch hier möchte ich Ihren Thesen widersprechen: Ob eine Sanierung mit gleichem Nutzen und ähnlichen Kosten möglich und nachhaltig wäre werde ich jetzt nicht problematisieren. Dass Sie das Ergebnis des Szenarioworkshops „Strategie für ein Kultur und Kreativzentrum in Potsdams Mitte“ diskreditieren möchte ich jedoch nicht so stehen lassen. 25 Leute haben sich drei volle Tage konstruktiv Gedanken und einen demokratischen, deutlichen Mehrheitsvorschlag gemacht. Dabei waren nicht nur Verwaltung, Sanierungsträger, Politik und Stiftung Garnisonkirche, sondern als stärkste Gruppe 10 Nutzerinnen und Nutzer des Rechenzentrums, die anerkannterweise das Haus vertreten haben. Sie haben nicht, so denke ich, „erhebliche Einschränkungen“ im Modell gesehen, sondern erhebliche Chancen. Sonst hätten sie es nicht präferiert.

 

Im Juni haben die Stadverordneten den Weg beschlossen, der die Ergebnisse dieses Arbeitsprozesses wiederspiegelt. Der zukünftige Standort soll durch eine städtebaulich aufeinander abgestimmte Mischung aus Kunst- und Kreativwirtschaft, Gastronomie und Wohnen geprägt werden, auf 20.000 m² Bruttogeschossfläche, davon mindestens 10.000 m² für die Kreativen. Es wird eine gemeinwohlorientierte Immobilienentwicklung geben, zum Beispiel mit einer Stiftung. Und es wird eine Rechtsform gefunden, die die dauerhafte Sicherung des Standortes für die Kunst- und Kreativwirtschaft garantiert. Alle Details kann man im Beschluss zum KREATIV QUARTIER nachlesen. Die Stiftung Garnisonkirche hat daraufhin der Nutzungsverlängerung für das Rechenzentrum um 5 Jahre zugestimmt. Mit dieser Richtung bin ich sehr zufrieden.

 

Zur Frage nach dem Abriss des Rechenzentrums verweise ich auf meine Antwort zur Garnisonkirche: Jetzt wird erst einmal der Kirchturm gebaut. Was danach kommt, wird man sehen. Das Kirchenschiff ist gerade keine aktuelle Frage.

Martina Trauth

Wie stehen Sie zum geplanten Abriss des Rechenzentrums?

Welche Forderungen haben Sie an Lage, Gestaltung, Nutzung des geplanten Ersatzbaus?

 

Wie ich oben bereits ausgeführt habe, stehe ich für den Erhalt des Rechenzentrums, vor allem wegen des ganz besonderen Wirkens der hier versammelten über 250 Kulturschaffenden. Das ist eine enorme Bereicherung des Stadtlebens, im besten Sinne auch Friedens- und Versöhnungsarbeit. Der Bau des Kirchenschiffes der Garnisonkirche wäre aus meiner Sicht für Potsdam nicht gut.

 

Das müsste einem weiteren Kulturquartier im Herzen der Stadt auch nicht im Wege stehen. Um den Bedarf eines neuen Areals zu klären, haben wir eine bestens vernetzte Kultur- und Kreativszene in der Stadt, die die baulichen Gegebenheiten, den Raumbedarf usw. genau definieren kann. Alle Prüf- und Entscheidungsprozesse müssen künftig mit den Kreativen im Kulturquartier getroffen werden! Die von einer Mehrheit der Stadtverordneten unterstützte Einengung der Standortsuche auf die Fläche Alte Feuerwache/Langer Stall bzw. ohne weitere Betrachtung der Potenziale des jetzigen Standorts und der Flächen an der Dortustraße ist die programmierte Produktion von Problemen hinsichtlich des tatsächlichen Flächenbedarfs für Kreative, der Raumzuschnitte und sicher auch hinsichtlich der künftigen Mieten.

 

Meine Forderungen sind: der Raumbedarf für Fläche und Anzahl der Räume ist gemeinsam mit den jetzigen Nutzer*innen des Rechenzentrums zu ermitteln. Der Standort für den Neubau, so er denn unbedingt errichtet werden muss, ist entsprechend zu bestimmen. Die Standortfrage ist von Anbeginn an in gleichberechtigter Mitwirkung der Nutzer*innen zu klären. Ebenso sind vor einer Standortfestlegung die „Schmerzgrenzen“ für künftige Mieten zu definieren. Dazu wiederum scheint es unabdingbar, zu klären, wer der Bauherr ist, wie teuer der Neubau ist und wer der Betreiber bzw. Geldgeber.